Zwischen den Welten: Wenn Wien im Glas verschwimmt

Sönke Tunn • 27. Dezember 2025
Wien ist eine Stadt der Geschichte, der Architektur und der ehrwürdigen Kunst. Wenn ich durch die großen Museen der Stadt spaziere – umgeben von jahrhundertealten Schätzen und prunkvoller Ästhetik – dann sehe ich natürlich die Schönheit, die dort ausgestellt ist. Doch für mich öffnet sich oft noch eine ganz andere Tür.

Es ist die Welt hinter dem Glas, die Welt der Spiegelungen und des Schimmerns.

Die Magie der indirekten Wahrnehmung

In meiner Fotografie suche ich selten das direkte, klare Abbild der Realität. Mich zieht es zu den Schichten dazwischen. In Wien habe ich das auf eine ganz neue Weise erlebt: Durch Vitrinen, polierten Marmor oder antike Spiegel entstehen Bilder, die eine eigene, fast surreale Geschichte erzählen.



Plötzlich verschwindet der klare Gegenstand. Was bleibt, ist eine indirekte Welt.


Für mich ist das Fotografie mit Abstand zum „Jetzt“. Es ist der Versuch, die Realität nicht nur abzubilden, sondern sie zu brechen und neu zusammenzusetzen. Wenn ich durch den Sucher blicke, werden aus massiven Ausstellungsstücken flüchtige Schatten, die sich zu bewegen scheinen. Ein schimmerndes Relikt aus alter Zeit verliert seine ursprüngliche Form und wird zu einem verzauberten Element, das den Blick stört – und genau dadurch zum Innehalten zwingt.


Tausend Welten in einem Moment

Ein Besuch in einer Ausstellung ist für mich deshalb oft alles andere als entspannend. Es ist maximal anstrengend. Während andere Besucher von Exponat zu Exponat wandern, öffnen sich für mich in jeder spiegelnden Fläche tausende neuer Welten.


Jeder Lichtreflex, jede Überlagerung von Innen und Außen fordert meine Wahrnehmung heraus. Es ist ein ständiges Filtern und Entdecken:


  • Aus Statik wird Dynamik: Schatten, die tanzen.
  • Aus Klarheit wird Mystik: Reflexionen, die das Auge fordern.
  • Aus Realität wird Surrealismus: Ein bewusster Bruch mit der Erwartung.


Warum ich so fotografiere

Diese Art der Wahrnehmung macht einen Kern meiner Fotografie aus. Ich möchte nicht nur zeigen, was da war, sondern wie es sich angefühlt hat – als ein Moment, der sich der direkten Greifbarkeit entzieht. Es ist die Suche nach dem Zauber im Einfachen, der erst durch den Umweg der Spiegelung sichtbar wird.



Diese Bilder aus Wien sind für mich mehr als nur Reiseerinnerungen. Sie sind ein Plädoyer für den bewussten Blick und für die Schönheit, die entsteht, wenn wir die Realität einmal kurz aus den Augen verlieren und uns in den Schichten dazwischen verlieren.


von Sönke Tunn 11. September 2025
Wir sehen das fertige Werk, bewundern die Komposition, das Licht, die Emotion – und vergessen dabei manchmal, dass der Weg dorthin eine ebenso reiche und komplexe Geschichte erzählt. Für mich ist Fotografie weit mehr als nur ein visuelles Medium; es ist ein gesamtheitlicher Prozess, der untrennbar mit menschlicher Interaktion verbunden ist. Ein Prozess, der beginnt, lange bevor der Auslöser gedrückt wird, und weit über den letzten Klick hinausreicht. Dieser Prozess umfasst so viele Facetten: die aufregende Phase der Planung, in der Ideen gesponnen, Orte ausgewählt und Konzepte entwickelt werden. Das Shooting selbst, das oft eine dynamische Choreografie aus Kommunikation, Bewegung und dem Suchen des perfekten Moments ist. Die stetige Interaktion – sei es mit dem Model, mit anderen Fotografen oder einfach mit den Menschen, die man auf seiner Reise trifft. Und natürlich die fertigen Bildwerke, die am Ende dieses Kreislaufs stehen und die Summe all dieser Erfahrungen in sich tragen. Besonders intensiv erlebe ich diese ganzheitliche Dimension der Fotografie auf gemeinsamen Reisen. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, den Menschen im Ursprung seiner Persönlichkeit kennenzulernen, abseits der vertrauten Umgebung des Alltags. Wenn man gemeinsam neue Orte erkundet, unerwartete Herausforderungen meistert und unvergessliche Momente teilt, entsteht eine Verbindung, die weit über die reine Model-Fotograf-Beziehung hinausgeht. Man lernt die Eigenheiten des anderen kennen, die kleinen Gesten, die echten Emotionen, die sich im Laufe der Zeit offenbaren.
von Sönke Tunn 8. Juli 2025
In der Welt der Fotografie gibt es unzählige Perspektiven, wie wir unsere Motive wahrnehmen. Für mich persönlich jedoch, sobald mein Blick durch den Sucher gleitet und ich den Auslöser betätige, geschieht etwas Faszinierendes: Der Mensch vor meiner Kamera verwandelt sich – nicht in eine bloße Hülle, sondern in ein komplexes Arrangement aus Licht, Schatten, Umrissen und Strukturen. In diesem Moment sehe ich nicht mehr die Person in ihrer vollen emotionalen oder sozialen Identität, sondern vielmehr ein "Objekt" meiner visuellen Untersuchung. Das mag auf den ersten Blick befremdlich klingen, vielleicht sogar ein wenig unpersönlich. Doch in Wirklichkeit ist diese Art der Wahrnehmung für meine Arbeit von unschätzbarem Wert. Sie ermöglicht mir einen gesunden, professionellen Abstand zu den Menschen, die ich fotografiere. Es ist dieser Abstand, der mir die Freiheit gibt, mich voll und ganz auf die technischen und ästhetischen Aspekte des Bildes zu konzentrieren, ohne von den Emotionen des Moments überwältigt zu werden. Ich nutze ohnehin viel die Technik der Beobachtung, und dieser Prozess gibt mir genau die Distanz, die ich in diesem Moment brauche oder mir geben möchte.
von Sönke Tunn 9. Januar 2025
Vom Glücksgefühl zur Frustration: Dieser Blogbeitrag erkundet die emotionalen Höhen und Tiefen der Fotografie und zeigt Wege zu mehr Ausgeglichenheit. #Fotografie #Mindset #Selbstreflexion #Kreativität
von Sönke Tunn 5. Januar 2025
In der Welt der Portraitfotografie gibt es unzählige Stile, Herangehensweisen und Ausdrucksformen. Doch was macht ein wirklich gutes Portrait aus? Was verleiht ihm Tiefe und Bedeutung? Für mich persönlich liegt der Schlüssel in einem klaren "roten Faden", der sich durch die Bilder zieht und eine Verbindung zur porträtierten Person schafft. Dieser rote Faden kann vielfältige Formen annehmen. Er kann in der Wahl des Motivs liegen, in der Art der Inszenierung, in der Farbgebung oder in der Nachbearbeitung. Wichtig ist, dass er authentisch ist und die Persönlichkeit des Models widerspiegelt. Ein Beispiel: Ein Fotograf, der sich auf Pferdeportraits spezialisiert hat, teilt möglicherweise die Leidenschaft für diese Tiere mit seinen Kunden. Diese gemeinsame Begeisterung verleiht den Bildern eine besondere Dynamik und Authentizität. Ein anderes Beispiel wäre ein Fotograf, der sich auf Aktfotografie konzentriert und die Schönheit des menschlichen Körpers in den Vordergrund stellt. Auch hier liegt ein roter Faden vor, der die Bilder zu einem stimmigen Ganzen verbindet. Manchmal kann der rote Faden auch in einem ungewöhnlichen oder kontroversen Thema liegen. Ein Fotograf, der sich auf die Darstellung weiblicher Brüste konzentriert, mag auf den ersten Blick provokant wirken. Doch auch hier kann ein roter Faden erkennbar sein, der die Bilder in einen Kontext setzt und ihnen eine tiefere Bedeutung verleiht. Die moralischen Grenzen des roten Fadens muss jeder Fotograf für sich selbst definieren. Wichtig ist, dass die Bilder authentisch sind und die Persönlichkeit des Models respektieren. Der rote Faden ist nicht nur in den Bildern selbst wichtig, sondern auch in der Kommunikation zwischen Fotograf und Model. Ein offener und ehrlicher Austausch ist entscheidend, um ein gemeinsames Verständnis für das Projekt zu entwickeln und die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Gerade in der heutigen Zeit, in der die Grenzen zwischen Kunst und Provokation verschwimmen, ist es wichtiger denn je, einen klaren roten Faden in der Portraitfotografie zu verfolgen. Nur so können Bilder entstehen, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch authentisch und aussagekräftig sind. Der rote Faden verbindet nicht nur die Bilder eines Fotografen miteinander, sondern auch den Fotografen mit seinem Publikum. Er schafft eine gemeinsame Basis und ermöglicht es dem Betrachter, die Bilder besser zu verstehen und zu interpretieren. Ein klarer roter Faden kann dazu beitragen, dass sich die Bilder eines Fotografen von der Masse abheben und im Gedächtnis bleiben. Er verleiht den Bildern eine unverwechselbare Identität und macht sie zu etwas Besonderem. Fazit Der rote Faden ist ein essentielles Element der Portraitfotografie. Er verleiht den Bildern Tiefe, Bedeutung und Authentizität. Er hilft dem Fotografen, die Persönlichkeit des Models zu erfassen und in Bildern auszudrücken. Und er verbindet den Fotografen mit seinem Publikum und schafft eine gemeinsame Basis für den Dialog über die Bilder. In einer Welt, die immer komplexer und schnelllebiger wird, ist der rote Faden ein wichtiger Ankerpunkt. Er gibt uns Halt und Orientierung und hilft uns, die Dinge in ihrer Gesamtheit zu erfassen. In der Portraitfotografie ist er der Schlüssel zu Bildern, die berühren, inspirieren und in Erinnerung bleiben. ----- Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen 1 gelten gleichwohl für 2 alle Geschlechter.
von Sönke Tunn 20. Dezember 2024
Ich starte mit einem neuen Konzept und jeder Menge kreativer Energie ins Jahr 2025! Ihr wisst ja, Stillstand ist Rückschritt und deswegen habe ich mir für die kommenden Monate einiges vorgenommen. Lasst euch überraschen! Neue Inspirationen - Rokoko, Biker-Boho & ganz viel Dreamy Fantasy Ich liebe es, Neues auszuprobieren und mich immer wieder neu zu erfinden. 2025 stehen deshalb drei große Themen im Fokus, die mich schon lange faszinieren: Rokoko-Revival: Opulenz, Eleganz und eine Prise Verspieltheit - der Rokoko-Stil hat einfach etwas Magisches. Ich kann es kaum erwarten, diese Ästhetik in meinen Bildern einzufangen. Denkt an zarte Pastelltöne, fließende Stoffe und verspielte Details. Biker Boho: Freiheit, Abenteuerlust und ein Hauch von Rebellion - der Biker-Boho-Stil ist perfekt für alle, die das Leben in vollen Zügen genießen. Stellt euch Lederjacken, Fransen und coole Boots vor, kombiniert mit romantischen Blumenkränzen und verspieltem Schmuck. Dreamy Fantasy: Lasst uns gemeinsam in eine Welt voller Träume und Fantasie eintauchen! Ich möchte mit meinen Bildern Geschichten erzählen und euch in andere Sphären entführen. Weniger ist mehr: Reduktion und Fokussierung 2025 möchte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. Weniger Unruhe, mehr Klarheit. Ich möchte lernen, Bilder schon in der Kamera so perfekt wie möglich zu gestalten und den Blick des Betrachters gezielt zu lenken. Dabei helfen mir die Regeln der Fotografie, wie zum Beispiel der Goldene Schnitt und die bewusste Nutzung von Licht. Natürliche Schönheit im Fokus Retusche? Nur wenn es unbedingt nötig ist! Ich möchte die natürliche Schönheit meiner Models in den Vordergrund stellen und sie so authentisch wie möglich abbilden. Social Media: Weniger ist mehr Auch auf Social Media wird sich einiges ändern. Mein Feed wird reduzierter, dafür aber umso stimmiger. Ich möchte euch mit ausgewählten Bildern inspirieren und neugierig machen. Mehr Einblicke hinter die Kulissen und zusätzliche Bilderstrecken gibt es dann in meinen Stories und auf meiner Website. Das Jahr 2025 wird Selbstbestimmung! Ich möchte noch mehr meine eigenen Vorstellungen, Wünsche und Ideen in meine Arbeit einfließen lassen. Meine Fotografie, die Bildauswahl und die Bearbeitung – all das wird noch stärker von meiner eigenen Handschrift geprägt sein. Ich vertraue auf meine Intuition und meinen künstlerischen Instinkt und lasse mich von meiner inneren Stimme leiten. Natürlich bin ich weiterhin offen für eure Wünsche und Vorstellungen, aber ich möchte noch mutiger meinen eigenen Weg gehen und meine einzigartige Vision verwirklichen. Freut euch auf ein spannendes Jahr voller neuer Ideen und Inspirationen!
von Sönke Tunn 30. Oktober 2024
In diesem Blogbeitrag teile ich meine Leidenschaft für alte Objektive und erkläre, warum ich sie in meiner Fotografie so schätze. Erfahrt mehr über die Magie des Unperfekten und warum technische Perfektion nicht alles ist.
von Sönke Tunn 30. Oktober 2024
In diesem Blogbeitrag nehme ich euch mit hinter die Kulissen meiner Arbeit und zeige euch meinen Workflow – von der Vorbereitung über das Shooting bis zur Bildauswahl. Erfahrt mehr über meine intuitive Herangehensweise, die Bedeutung von Licht und Stimmung und warum ich manchmal bewusst auf technische Perfektion verzichte.
von Sönke Tunn 30. Oktober 2024
TFP - Zeit für Prints. Was bedeutet das eigentlich? In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen mit freien Arbeiten in der Fotografie und erkläre, warum ich heute bewusster mit TFP-Projekten umgehe. Außerdem gebe ich Tipps für Fotograf*innen und Models, die sich für TFP-Shootings interessieren.