Zwischen den Welten: Wenn Wien im Glas verschwimmt
Die Magie der indirekten Wahrnehmung
In meiner Fotografie suche ich selten das direkte, klare Abbild der Realität. Mich zieht es zu den Schichten dazwischen. In Wien habe ich das auf eine ganz neue Weise erlebt: Durch Vitrinen, polierten Marmor oder antike Spiegel entstehen Bilder, die eine eigene, fast surreale Geschichte erzählen.
Plötzlich verschwindet der klare Gegenstand. Was bleibt, ist eine indirekte Welt.
Für mich ist das Fotografie mit Abstand zum „Jetzt“. Es ist der Versuch, die Realität nicht nur abzubilden, sondern sie zu brechen und neu zusammenzusetzen. Wenn ich durch den Sucher blicke, werden aus massiven Ausstellungsstücken flüchtige Schatten, die sich zu bewegen scheinen. Ein schimmerndes Relikt aus alter Zeit verliert seine ursprüngliche Form und wird zu einem verzauberten Element, das den Blick stört – und genau dadurch zum Innehalten zwingt.

Tausend Welten in einem Moment
Ein Besuch in einer Ausstellung ist für mich deshalb oft alles andere als entspannend. Es ist maximal anstrengend. Während andere Besucher von Exponat zu Exponat wandern, öffnen sich für mich in jeder spiegelnden Fläche tausende neuer Welten.
Jeder Lichtreflex, jede Überlagerung von Innen und Außen fordert meine Wahrnehmung heraus. Es ist ein ständiges Filtern und Entdecken:
- Aus Statik wird Dynamik: Schatten, die tanzen.
- Aus Klarheit wird Mystik: Reflexionen, die das Auge fordern.
- Aus Realität wird Surrealismus: Ein bewusster Bruch mit der Erwartung.
Warum ich so fotografiere
Diese Art der Wahrnehmung macht einen Kern meiner Fotografie aus. Ich möchte nicht nur zeigen, was da war, sondern wie es sich angefühlt hat – als ein Moment, der sich der direkten Greifbarkeit entzieht. Es ist die Suche nach dem Zauber im Einfachen, der erst durch den Umweg der Spiegelung sichtbar wird.
Diese Bilder aus Wien sind für mich mehr als nur Reiseerinnerungen. Sie sind ein Plädoyer für den bewussten Blick und für die Schönheit, die entsteht, wenn wir die Realität einmal kurz aus den Augen verlieren und uns in den Schichten dazwischen verlieren.












